Hubble vs. James Webb: Ein Vergleich der legendären Weltraumteleskope

Das Hubble-Weltraumteleskop (HST) und das James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) sind zwei der bedeutendsten astronomischen Instrumente der Menschheit. Beide haben die Erforschung des Universums revolutioniert, doch sie unterscheiden sich grundlegend in ihrer Technologie, ihrem Aufbau und ihren Aufgaben. Hier ist ein detaillierter Vergleich der beiden Teleskope.


1. Technologische Unterschiede

Hubble-Weltraumteleskop (HST)

  • Startjahr: 1990
  • Hauptspiegel: 2,4 Meter Durchmesser
  • Spektrum: Beobachtung im sichtbaren Licht, Ultraviolettbereich (UV) und nahen Infrarotbereich.
  • Umlaufbahn: Umläuft die Erde in ca. 570 km Höhe.
  • Bilder: Liefert extrem detaillierte Bilder von Galaxien, Sternhaufen und anderen kosmischen Objekten im optischen Bereich.

James-Webb-Weltraumteleskop (JWST)

  • Startjahr: 2021
  • Hauptspiegel: 6,5 Meter Durchmesser (Segment-Spiegel aus Beryllium und Goldbeschichtung).
  • Spektrum: Beobachtung im Infrarotbereich (Nah- und Mittel-Infrarot).
  • Position: Stationiert am Lagrange-Punkt L2, ca. 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt.
  • Ziel: Ermöglicht Einblicke in die Entstehung von Sternen, Planeten und den ältesten Galaxien.

2. Wissenschaftliche Ziele

Hubble

  • Hauptziel: Untersuchung von Objekten im nahen und sichtbaren Universum.
  • Beispiele:
    • Kartierung von Galaxien und Nebeln.
    • Erforschung der Entwicklung von Sternen und Planeten.
    • Messung der kosmischen Expansion und Bestimmung der Hubble-Konstante.

James Webb

  • Hauptziel: Erforschung des frühen Universums und Entstehung der ersten Sterne und Galaxien.
  • Beispiele:
    • Untersuchung von Objekten aus der Zeit kurz nach dem Urknall.
    • Analyse von Exoplaneten-Atmosphären (chemische Zusammensetzung).
    • Beobachtung von Sternen und Galaxien, die im Infrarotlicht verborgen sind.

3. Optik und Spektroskopie

Hubble

  • Sichtbares Licht: Hubble hat das Universum in Farben fotografiert, die Menschen direkt sehen können, was die Popularität seiner Bilder enorm steigert.
  • Ultraviolett: Ermöglicht die Beobachtung heißer, junger Sterne und Prozesse wie Supernovae.

James Webb

  • Infrarotlicht: Webb sieht „durch“ Staubwolken hindurch, die im sichtbaren Licht undurchsichtig wären. Dadurch kann es:
    • Sternentstehungsregionen durchdringen.
    • Entfernte, kühle Objekte untersuchen, wie Exoplaneten und Galaxien aus der Frühzeit des Universums.
  • Auflösung: Dank seines größeren Spiegels liefert JWST schärfere Bilder und kann weiter entfernte Objekte beobachten.

4. Standort und Umgebung

Hubble

  • Umläuft die Erde in der niedrigen Erdumlaufbahn (LEO).
  • Vorteil: Kann von Astronauten gewartet werden (z. B. fünf Shuttle-Missionen zur Reparatur und Aufrüstung).
  • Nachteil: Begrenzter Blickwinkel, da die Erde manchmal den Blick auf bestimmte Himmelsregionen blockiert.

James Webb

  • Stationiert am Lagrange-Punkt L2, wo Gravitationskräfte von Erde und Sonne im Gleichgewicht sind.
  • Vorteil: Ununterbrochene Sicht auf das Universum ohne störende Einflüsse der Erde.
  • Nachteil: Keine Wartungsmöglichkeit – alle Systeme müssen äußerst zuverlässig funktionieren.

5. Größere Unterschiede im Detail

Eigenschaft Hubble James Webb
Spiegeldurchmesser 2,4 Meter 6,5 Meter
Spektralbereich Sichtbares, UV, nahes Infrarot Nahes und mittleres Infrarot
Position Erdumlaufbahn (~570 km) Lagrange-Punkt L2 (~1,5 Mio. km)
Startjahr 1990 2021
Temperatur Funktioniert bei Raumtemperatur Muss auf -233°C gekühlt werden
Wartungsmöglichkeit Ja (durch Astronauten) Nein
Auflösungsvermögen Hoch, aber begrenzt durch Spiegeldurchmesser Sehr hoch, dank größerem Spiegel und Infrarot-Technologie
Forschungsziele Universum im sichtbaren Licht, kosmische Expansion Frühes Universum, Exoplaneten, Sternentstehung

6. Die größten Entdeckungen

Hubble-Highlights:

  1. Hubble Deep Field (1995): Das Bild zeigte Tausende Galaxien, von denen einige über 12 Milliarden Jahre alt sind.
  2. Messung der Hubble-Konstante: Ermöglichte eine genauere Bestimmung des Universumsalters.
  3. Nachweis Schwarzer Löcher: Hubble zeigte, dass supermassereiche Schwarze Löcher in den Zentren vieler Galaxien existieren.

Webb-Highlights (bisher):

  1. Entdeckung der ältesten Galaxien: Webb hat Galaxien entdeckt, die nur 300 Millionen Jahre nach dem Urknall entstanden.
  2. Beobachtung von Exoplaneten-Atmosphären: Webb identifizierte Wasserdampf, Kohlendioxid und andere Moleküle in den Atmosphären entfernter Planeten.
  3. Sternentstehung in Staubwolken: Webb lieferte atemberaubende Bilder, die die Geburt neuer Sterne in detailreichen Wolken zeigen.

7. Fazit: Zwei Teleskope, eine Mission

Das Hubble- und das James-Webb-Weltraumteleskop ergänzen sich perfekt. Während Hubble weiterhin spektakuläre Bilder im sichtbaren Licht liefert, erweitert Webb unseren Blick in die Tiefen des Universums mit seiner Infrarot-Technologie. Hubble enthüllte die Schönheit des Universums, während Webb tiefer in seine Ursprünge eintaucht.

Zusammen bilden diese Teleskope die Basis für eine neue Ära der Astronomie und beantworten grundlegende Fragen über die Entstehung des Kosmos und unsere Stellung darin. Während Hubble die Astronomie revolutionierte, bringt Webb uns noch näher an den Ursprung des Universums.

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