Welches Teleskop für Deep-Sky-Fotografie? Ein umfassender Leitfaden

Deep-Sky-Fotografie ist eine der faszinierendsten Disziplinen der Astronomie. Dabei geht es darum, weit entfernte Himmelsobjekte wie Galaxien, Nebel und Sternhaufen in atemberaubender Detailtiefe festzuhalten. Doch um diese wunderschönen Objekte fotografieren zu können, benötigt man die richtige Ausrüstung – insbesondere ein geeignetes Teleskop. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick darauf, welche Teleskope für die Deep-Sky-Fotografie am besten geeignet sind, und was es bei der Auswahl zu beachten gilt.


Worauf kommt es bei der Deep-Sky-Fotografie an?

1. Lichtstärke und Öffnung

Die Beobachtung und Fotografie von Deep-Sky-Objekten erfordert ein Teleskop, das möglichst viel Licht sammelt. Eine größere Öffnung (der Durchmesser der Linse oder des Spiegels) bedeutet mehr Licht und damit bessere Sicht auf lichtschwache Objekte wie Galaxien und Nebel. Für die Fotografie gilt:

  • Empfohlene Öffnung: Mindestens 80 mm für Refraktoren oder 150 mm für Reflektoren.

2. Brennweite

Die Brennweite eines Teleskops bestimmt das Gesichtsfeld und die Vergrößerung. Für Deep-Sky-Fotografie ist eine moderate bis kurze Brennweite (ca. 400–1000 mm) oft ideal, da diese ein breites Sichtfeld bietet und Objekte wie Nebel vollständig abbilden kann. Für kleine, entfernte Galaxien oder planetarische Nebel ist eine längere Brennweite vorteilhaft.

3. Montierung

Die Montierung ist das Herzstück jeder astrofotografischen Ausrüstung. Für Deep-Sky-Fotografie ist eine stabile, präzise Montierung mit motorisierter Nachführung unerlässlich, da Belichtungszeiten oft mehrere Minuten betragen.

  • Empfohlen: Eine äquatoriale Montierung (EQ) mit Goto-Funktion, die das automatische Anvisieren und Verfolgen von Objekten ermöglicht.

4. Gewicht und Tragbarkeit

Ein leichteres und kompakteres Setup ist einfacher zu transportieren, besonders wenn Sie an dunklere Orte reisen möchten. Achten Sie darauf, dass die Montierung das Gewicht des Teleskops und des Zubehörs problemlos tragen kann.

5. Astrofotografische Qualität

Ein Teleskop für Deep-Sky-Fotografie sollte eine hochwertige Optik ohne starke Bildfehler wie Koma oder chromatische Aberrationen bieten. Diese Fehler können das Bild verzerren und erschweren die Nachbearbeitung.


Die besten Teleskoptypen für Deep-Sky-Fotografie

1. Apochromatische Refraktoren (APOs)

  • Vorteile:
    • Exzellente Farbkorrektur und gestochen scharfe Bilder.
    • Leicht und einfach zu transportieren.
    • Ideal für großflächige Objekte wie Nebel oder offene Sternhaufen.
  • Empfohlene Modelle:
    • Skywatcher Evostar 80ED: Ein erschwinglicher Einstieg in die Welt der APO-Refraktoren, mit hoher optischer Qualität.
    • Explore Scientific ED80: Perfekt für Astrofotografie, bietet eine sehr gute Farbkorrektur.
  • Tipp: Verwenden Sie einen Flattener/Reducer, um die Bildfeldkrümmung zu minimieren und die Brennweite anzupassen.

2. Newton-Teleskope (Reflektoren)

  • Vorteile:
    • Sehr lichtstark und große Öffnungen zu einem erschwinglichen Preis.
    • Ideal für mittelgroße bis kleinere Objekte wie Galaxien oder planetarische Nebel.
  • Empfohlene Modelle:
    • Skywatcher Quattro 150P: Ein speziell für Astrofotografie entwickelter Newton-Reflektor mit kurzer Brennweite.
    • TS-Optics ONTC 200/800: Ein hochwertiger Newton-Reflektor mit 200 mm Öffnung und schneller f/4-Optik.
  • Hinweis: Für Newton-Teleskope ist ein Komakorrektor erforderlich, um die Bildqualität am Rand des Gesichtsfeldes zu verbessern.

3. Ritchey-Chrétien-Teleskope (RC-Teleskope)

  • Vorteile:
    • Speziell für Astrofotografie entwickelt, mit exzellenter Bildschärfe und ohne Koma.
    • Besonders geeignet für kleinere, lichtschwache Objekte wie entfernte Galaxien.
  • Empfohlene Modelle:
    • GSO RC6: Ein kompaktes und erschwingliches RC-Teleskop für Einsteiger.
    • TS-Optics RC 8″: Ein 8-Zoll-Teleskop, das hohe Auflösung und Bildqualität bietet.
  • Hinweis: Ritchey-Chrétien-Teleskope erfordern oft mehr Erfahrung in der Handhabung und Justierung.

4. Schmidt-Cassegrain-Teleskope (SCTs)

  • Vorteile:
    • Kompakte Bauweise mit langer Brennweite.
    • Vielseitig und auch für die Planetenfotografie geeignet.
  • Empfohlene Modelle:
    • Celestron EdgeHD 8: Ein High-End-SCT mit hervorragender Bildqualität und vielseitigen Einsatzmöglichkeiten.
    • Meade LX85 ACF 6″: Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis für Einsteiger in die Deep-Sky-Fotografie.
  • Hinweis: SCTs können mit Fokalreduzierern ergänzt werden, um die Brennweite für großflächige Objekte zu reduzieren.

Zubehör für die Deep-Sky-Fotografie

  1. Astrokamera oder DSLR: Moderne Astrokameras wie die ZWO ASI 533MC Pro oder modifizierte DSLRs sind ideal für Deep-Sky-Fotografie.
  2. Leitrohr und Autoguider: Ein Leitrohr mit Kamera hilft, die Montierung präzise nachzuführen und Unschärfen bei langen Belichtungen zu vermeiden.
  3. Filter:
    • Lichtverschmutzungsfilter: Reduziert unerwünschtes Streulicht und verbessert den Kontrast.
    • Schmalbandfilter (z. B. Hα, OIII, SII): Hervorragend für die Fotografie von Nebeln.
  4. Software: Für die Bildbearbeitung sind Programme wie PixInsight, DeepSkyStacker oder Photoshop unverzichtbar.

Empfohlene Kombinationen für verschiedene Budgets

1. Einsteiger (ca. 1.000–2.000 €)

  • Teleskop: Skywatcher Evostar 80ED
  • Montierung: Skywatcher HEQ5 Pro
  • Kamera: Modifizierte DSLR oder ZWO ASI 120MC

2. Fortgeschrittene (ca. 2.000–4.000 €)

  • Teleskop: Skywatcher Quattro 150P
  • Montierung: Skywatcher EQ6-R Pro
  • Kamera: ZWO ASI 294MC Pro

3. Profis (ab 4.000 €)

  • Teleskop: Celestron EdgeHD 8
  • Montierung: Skywatcher EQ8-R
  • Kamera: ZWO ASI 2600MC Pro oder monochrome Kamera mit Filterrad

Fazit

Die Wahl des richtigen Teleskops für Deep-Sky-Fotografie hängt von Ihren Zielen, Ihrem Budget und Ihrem Erfahrungsgrad ab. Ein lichtstarkes Teleskop mit hochwertiger Optik, stabiler Montierung und passendem Zubehör bildet die Grundlage für beeindruckende Aufnahmen. Mit Geduld, Übung und der richtigen Ausrüstung können Sie atemberaubende Bilder von fernen Galaxien, leuchtenden Nebeln und funkelnden Sternhaufen aufnehmen – und so die Schönheit des Universums festhalten.

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