Hat sich Stephen Hawking verrechnet?

Stephen Hawking gilt als einer der größten theoretischen Physiker unserer Zeit. Doch selbst Genies irren sich manchmal – und gerade in der Wissenschaft sind Irrtümer oft der Schlüssel zu neuen Erkenntnissen.

Das berühmteste Beispiel:
In den 1970er Jahren sagte Hawking voraus, dass Schwarze Löcher durch Quantenprozesse am Ereignishorizont Strahlung abgeben – die sogenannte Hawking-Strahlung. Diese revolutionäre Idee zeigte: Schwarze Löcher sind nicht völlig „schwarz“, sondern können über extrem lange Zeiträume hinweg verdampfen.

Doch daraus ergab sich ein scheinbar unlösbares Problem: Was passiert mit der Information, die in ein Schwarzes Loch fällt?

  • Nach den Gesetzen der Quantenmechanik darf Information niemals verloren gehen.
  • Nach Hawkings ursprünglicher Berechnung jedoch sollte sie im Schwarzen Loch verschwinden – ein Widerspruch, bekannt als das Informationsparadoxon.

Hawkings „Irrtum“:
Lange Zeit hielt er daran fest, dass Information tatsächlich verloren ginge. Viele Physiker widersprachen. 2004 musste Hawking schließlich einräumen: Wahrscheinlich hatte er sich geirrt – Information könnte doch in irgendeiner Form entkommen.

Warum das faszinierend ist:

  • Hawkings vermeintlicher „Fehler“ hat eine ganze Generation von Physikern inspiriert, tiefer in die Verbindung von Quantenmechanik und Relativitätstheorie einzutauchen.
  • Noch heute ist das Informationsparadoxon ein aktives Forschungsfeld. Viele Ideen – von Hologrammen bis zu „Feuerwänden“ – wären ohne Hawkings Provokation nie entstanden.
  • Wissenschaft lebt vom Irrtum: Jede falsche Annahme eröffnet neue Wege zum Verständnis des Universums.

Die Frage, ob sich Stephen Hawking „verrechnet“ hat, ist also weniger ein Vorwurf – sondern ein Beweis dafür, wie fruchtbar Irrtümer in der Physik sein können.

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